Mit der politischen und gesellschaftlich gewollten Energiewende und dem damit verbundenen Zubau erneuerbarer Energien wird das Einspeise- und Lastmanagement für die Netzbetreiber zu einer komplexen Aufgabe. Ohne eine digitale Netzsteuerung lässt sich die notwendige Netzstabilität und Netzsicherheit kaum herstellen.
Die digitale Netzsteuerung ist das Herzstück der Energiedatennetze, welches die Nutzung von sogenannten Systemdienstleistungen ermöglicht. Diese Systemdienstleistungen, die durch die Aggregation aus Erzeugern, Lasten und Speichern einen Pool nutzbarer flexibler Leistung darstellen, können dem Energie-System - sofern erforderlich - zur Verfügung gestellt werden. Diese Flexibilität können die Akteure am Markt anbieten und damit weitere Erlöse erwirtschaften bzw. Einsparungen realisieren.
Gerade mit Blick auf die aktuell intensiven Diskussionen zur Elektromobilität und dem damit verbundenen Ausbau der Ladesäulen rückt die digitale Netzsteuerung in den Fokus, würde sie doch das Lademanagement wesentlich verbessern. Regional erzeugter Strom könnte so bestmöglich und direkt vor Ort genutzt werden und vervollständigt damit die Smart City Konzepte der Städte und Kommunen.
Die Bundesregierung hat im Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende (GDEW) und Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) Grundlagen und Vorgaben zur digitalen Netzsteuerung geschaffen. Jedoch reichen die gesetzlichen Vorgaben bei weitem nicht aus. Weitere aktive Gremienarbeit der Marktakteure ist notwendig, um ihre Geschäftsmodelle abzusichern.
Neben den klassischen Marktakteuren wie Energielieferant, Netzbetreiber, Messstellenbetreiber und Service-Anbieter kommen nun auch sog. Plattformanbieter wie Google oder Amazon aber auch Automobilhersteller - getrieben durch die Elektrifizierung der Autos - auf den Markt.
Fakt ist: die Grundsteinlegung des digitalen Zuganges zum Energiekunden wird wahrscheinlich im ersten Quartal 2018, nämlich zum Start des Smart Meter RollOut, stattfinden.
Doch wer bezahlt die Digitalisierung der Energiedatennetze?
Die Frage nach dem Bezahlen der Rechnung zur Energiewende ist berechtigt und stellt man diese in Richtung Berlin, werden zu Zeiten schwieriger Regierungsbildung keine eindeutigen Antworten gegeben.
Bei der digitalen Netzsteuerung im Energiedatennetz hingegen wird es knifflig: die Netzbetreiber zahlen einiges an Geld für Abschaltungen von Einspeiseanlagen zur Erhaltung der Netzstabilität. Diese Handlungen erfolgen noch analog und teilweise ohne Kenntnis der Zustände in den einzelnen Netzsträngen. Diese Situation kann jedoch durch digitale Technik - die aktuell verfügbar ist - gelöst werden; zum Beispiel durch Integration von Prozessen und Funktionen sowie der Implementierung von state-of-the-art Technologie bei Endkunden im Feld. Einspeiseanlagen, Lasten und Speicher sind dadurch schaltbar und über entsprechende Fahrpläne können Systemdienstleistungen für das Energie-System bereitgestellt werden.
Netzbetreiber hingegen beschäftigen sich nicht mit dem Ausrollen der beschriebenen digitalen Technik, da diese Maßnahmen in den Regularien zurzeit als netzdienlich bewertet werden und somit nur anteilig in die Netzentgeltberechnung einfließen dürfen.
Hingegen können die vertrieblich orientierten Markakteure, wie Direktvermarkter und vertriebliche Messstellenbetreiber, zum Beispiel über ihre Geschäftsmodelle die digitalen Produkte und Services ausrollen und ihren Kunden so Mehrwertdienste anbieten. Erste Mehrwertdienste werden zurzeit bei Versorgungsunternehmen zur Marktreife geformt.
An dieser Stelle seien beispielhaft einige smarte Steuerungslösungen von Photovoltaik, Wärmepumpen, Blockheizkraftwerken (BHKW) sowie Batteriespeicher oder Nachtspeicheröfen genannt, die zur Energieeffizienz verknüpft werden und in Geschäfts- und Wohnhäusern zum Einsatz kommen können. Je mehr Sensoren sowie Mess- und Steuerungstechnik in den Gebäuden und Energienetzen verbaut und eingebunden sind, desto einfacher lassen sich Algorithmen entwickeln, die Mehrwerte für die Kunden generieren und die Geschäftsmodelle der Marktakteure absichern.
Fazit
Die Energienetze der Zukunft werden digital gesteuert und ermöglichen allen Marktakteuren unterschiedliche Geschäftsmodelle umzusetzen. Nur wer mit digitalen Produkten und Services Mehrwertdienste für den Kunden realisiert und diese langfristig binden kann, wird erfolgreich sein. Das Rennen hat begonnen!