Die eSIM ist schon seit 2016 auf dem Markt, heute im Jahr 2018 ein alter Hut könnte man meinen. Die Einführung der eSIM bei den Geräteherstellern und bei den Mobilfunkunternehmen verläuft aber auch heute noch sehr schleppend, obwohl die großen Telekommunikationsanbieter bemüht wirken:
- Die Deutsche Telekom bietet seit letztem Herbst eSIM für Apple Smart Watches an und hat eSIM-unterstützende Lösungen für das Kundenmanagement, wie eine eSIM Verwaltungs-App, auf dem Mobile World Congress im Februar 2018 gezeigt.
- Vodafone zieht im Sommer 2018 mit einem eSIM-Angebot nach - o2 hat ähnliche Pläne, wird aber einen noch späteren Markstart anpeilen.
- Hersteller von höherwertigen Mobilfunkgeräten wie Apple, Samsung oder Huawei bauen derzeit bevorzugt nur in Smart Watches eSIM Module ein.
Die eSIM war und ist ein Hoffnungsträger der Mobilfunkunternehmen. Sie sehen mit der Einführung der eSIM eine Möglichkeit zur weiteren Digitalisierung ihrer Kundenbeziehung und Wertschöpfungsketten und des Up- und Cross-Selling von Mobilfunkverträgen/Tarifen, um Kosten zu senken und Umsätze zu steigern. Auch für die Nutzererfahrung sollte die eSIM bessere Erlebnisse versprechen: statt umständliches Einlegen oder gar Zurechtschneiden der SIM-Karte erfolgt die Aktivierung der eSIM einfach per Scannen eines QR-Codes und automatischem Download des eSIM Profils aufs Endgerät. So spielt beim Wechsel des Gerätes die „Angst“, ob die aktuelle Plastik-SIM-Karte (z.B. Micro-SIM oder Nano-SIM) noch in das neue Smartphone passt, keine Rolle mehr. Zudem könnte man im Ausland einfach von seinem ausländischen auf ein lokales Profil wechseln und günstig surfen oder telefonieren, die Nutzung von vielen Geräten (Smartphone, Watch, Tablet, Telefon im Auto) unter einer Rufnummer als Zweit–, Dritt-- oder gar Viertgerät -- paradiesische Aussichten, oder?
Die eSIM Einführung: leichter gesagt als getan
Leider wurden genau hier sowohl die Telekommunikationsanbieter aber auch die Nutzer von den Geräteherstellern enttäuscht, denn um diese Möglichkeiten zu nutzen eSIM-fähiger Geräte oder gar neuartiger Geräteklassen. Diese Hoffnung hat sich in 2018 bisher in keinster Weise erfüllt, Bis auf wenige Premiumhersteller mit ihren Smart-Watches (z.B. die Apple Watch oder die Samsung -Smartwatch Gear S3 und /S4) sind Geräte mit eSIM Chip kaum verfügbar. Das Google Pixel 2 und Pixel 2XL unterstützt jeweils die eSIM, leider aber nicht in Deutschland. Große Hoffnungen liegen nun auf neuen Windows10-Notebooks, die mit eSIM- Chip ausgerüstet werden könnten, zumindest unterstützt das Windows 10-Betriebssystem die eSIM Technik.
Demgegenüber steht der erhebliche Aufwand bei den Telekommunikationsunternehmen ihre IT-Systeme (Portale, Apps, CRM, Workflowsysteme etc.) an die eSIM-relevanten Kunden- und Netzprozesse anzupassen.
Auch versuchen die Premiumhersteller ihre proprietären eSIM-Standards neben dem allgemeinen eSIM Standard von der GSMA, zu etablieren, und so ihre Lösung in den Markt als de-facto Standard zu drücken - mit dem Ergebnis, dass die Telkos diese proprietären Lösungen wegen der Marktmacht einiger Premiumhersteller parallel zur GSMA- Lösung mehr oder weniger widerwillig zur Verfügung stellen.
Fehlende Geräte und Standardisierungsprobleme haben zur Folge, dass Projekte zur Integration der eSIM in IT-Systeme der Mobilfunkunternehmen derzeit verschoben, gestoppt oder im Umfang verringert werden und so sich die allgemeine Einführung der eSIM immer weiter nach hinten verschiebt. Neue Produkt-e und Tarifangebote mit eSIM bleiben so aus. Zudem muss man sich die Frage stellen: warum sollten Telekommunikationsanbieter überhaupt den Roll-Out der eSIM unterstützen? Damit sie Kunden schneller an die Konkurrenz verlieren können?
Für die eSIM wird das Jahr 2018 ein verlorenes Jahr sein es bleibt so zu hoffen, auch wegen des Potentials der Technologie - dass die eSIM in 2019 ihren Durchbruch im Massenmarkt hat.