Mit dem Messstellenbetriebsgesetz von 2016 wurde ein weiterer Schritt zur Liberalisierung des Messstellenbetriebes getätigt. Neben der Rolle des herkömmlichen Messstellenbetreibers, oder auch grundständiger Messstellenbetreiber (gMSB) genannt, welcher in der Regel der Verteilnetzbetreiber ist, wurde der wettbewerbliche Messstellenbetreiber (wMSB) eingeführt. Dieser darf im Gegensatz zum gMSB auch außerhalb seines Konzessionsgebietes agieren.
Die Rolle wMSB ist für Unternehmen aus dem Energievertrieb, der Energiedienstleistung oder der Wohnungswirtschaft interessant, denn diese Rolle erhöht die Attraktivität der Produkte, indem Bündelprodukte aus deren Dienstleistung „aus einer Hand“ geliefert werden können.
Doch was ist zu tun, um die Rolle wMSB auszuüben?
Zur Ausübung der Rolle des wMSB für Ihre Kunden, bestenfalls mit intelligenten Messeinrichtungen, ist folgende Wertschöpfungskette zu beachten:
Diese Glieder der Wertschöpfungskette sind, gerade für Unternehmen ohne Hardware-Logistik, schwer zu bedienen. Klassische Energielieferanten versuchen immer wieder Geräte in ihr Portfolio aufzunehmen: Smart Home, Ladestationen, Speicher, etc.- meist sind diese Projekte mit hohem finanziellen Risiko verbunden und der Erfolg bleibt oftmals aus.
Das Sourcing dieser Wertschöpfungsstufen bringt geringeres Risiko mit sich, um das neue Geschäftsfeld „Messstellenbetrieb“ zu erschließen. Auf dem Markt existieren zahlreiche Anbieter, die einzelne oder mehrere Glieder der Wertschöpfungskette besetzen und als Dienstleistung anbieten. Große Energielieferanten bieten gar den Messstellenbetrieb als Full-Service an, der von der Beschaffung der Messsysteme bis hin zur Abrechnung oder der Übergabe der Messdaten reicht. Dies ermöglicht den Dienstleistern ihre Investitionen, um die gesetzliche Voraussetzung für den Smart Meter Roll-Out zu bedienen, weiter zu monetisieren.
Charmant ist ebenso, dass ein Full-Service Anbieter unter höherem Innovationsdruck steht, als ein Anbieter eines einzelnen Wertschöpfungsgliedes und somit ständig an der Verbesserung seiner Produkte arbeitet.
Was kann ein wMSB noch leisten?
Die allgemeine Einschätzung ist, dass der alleinige Betrieb eines wMSB sich kaum als rentabel auszeichnet. Doch mit der Einführung eines intelligenten Messsystems ergeben sich weitere technische Möglichkeiten, um neben der Verbesserung der Marke eines wMSB auch neue Geschäftsmodelle zu etablieren. Eine zentrale Rolle spielt hierbei der aktive externe Marktteilnehmer (EMT).
Im Gegensatz zu dem passiven EMT, der nur Daten aus den Gateways konsumiert, darf der aktive EMT in die intelligente Messinfrastruktur eingreifen und zum Beispiel Schalthandlungen oder Profilmessungen vornehmen. Somit werden folgende Dienstleistungen für den Endkunden möglich:
- Echtzeit-Verbrauchss-Monitoring
- Individuelle Verbrauchsprognose mit individualisierten Tarifen
- Smart Home 2.0
- Vermarktung von Kapazitäten (Ein- und Ausspeisemanagement)
- Verbrauchsdisaggregation (Vorstufe für Predictive Maintenance)
wMSB und der aktive EMT – eine gewinnbringende Kombination?
Die Kombination des Basisprodukts Messstellenbetrieb und den oben aufgeführten Mehrwertdiensten kann attraktive Leistungen unter einem Dach bündeln und daher eine erfolgreiche Positionierung im Markt ermöglichen. Wir haben die Rolle „aktiver EMT“ bereits bei einigen Kunden eingeführt und damit steuerbare Geräte wie beispielsweise Steuerboxen und Datensammler etabliert. Haben Sie Fragen oder Anregungen – wir freuen uns über Ihren Kommentar!