Mit der Bekanntgabe durch die involvierten Bundesministerien ist die Nutzung des 450 MHz Frequenzbandes für die Energiewirtschaft final. Diese wurde durch die Bundesnetzagentur bestätigt: „Die Frequenznutzungsrechte im Frequenzbereich 450 MHz laufen zum 31. Dezember 2020 aus und werden im Rahmen der Widmung bundesweit für den drahtlosen Netzzugang vorrangig für Anwendungen kritischer Infrastrukturen bereitgestellt.“
Wie durch die 450connect GmbH öffentlich kommuniziert, wird sich ein Konsortium um die Frequenz bewerben. „Das Konsortium setzt sich aus dem bisherigen Eigentümer, der Alliander AG, den aktuellen Ankerkunden der 450connect sowie E.ON SE/innogy SE und der Versorger-Allianz 450 zusammen“, so 450connect. Nach Einschätzung der m3 ist nicht zu erwarten, dass es zu einem Bietergefecht analog der 5G Lizenzen kommt.
Doch was passiert nach dem Erwerb der Lizenz?
Aus unseren Kundensituationen in der Telekommunikation wissen wir um den Aufwand und der Komplexität eines Netzaufbaus. Allein der Genehmigungsprozess für die Errichtung von Basisstationen kann bis zu zwei Jahre dauern. Somit ist vor 2022 nicht mit ersten aktiven Netzbereichen zu rechnen.
Die Anforderungen an das Netz werden durch die KRITIS-Anforderungen nochmals erhöht. Kritische Infrastrukturen ( KRITIS ) sind definiert als Organisationen, deren Ausfall beispielweise Versorgungsengpässe oder erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit zur Folge haben. Insbesondere die Schwarzfallfestigkeit wird die notwendigen Anforderungen bei der Errichtung und den Betrieb des 450Mhz-Netzes erhöhen. Im klassischen Mobilfunknetz sind Basisstationen teilweise so ausgerichtet, dass lediglich ein geordnetes Herunterfahren möglich ist. Dieses Vorgehen widerspricht jedoch dem Prinzip der Schwarzfallfestigkeit, da entsprechend den Anforderungen die Steuerung von relevanten Netzelementen konstant sichergestellt werden muss, um nur ein Beispiel zu nennen. Hier wird der Netzbetreiber andere Lösungen suchen müssen. Ein denkbarer Ansatz ist eine Notstromversorgung durch Power-to-X und Wasserstoff.
Eine weitere spannende Herausforderung wird die Anbindung der Radio-Strecke in das Backbone betreffen. Bisher war es üblich diese Anbindungen in der Fläche mit Richtfunk abzubilden. Diese ist jedoch für niederschlagsreiche Wettersituationen anfällig. Aus diesem Grund werden neue Lösungen benötigt, um die KRITIS-Anforderungen zu erfüllen. Es ist möglich, dass Versorger Powerline-Lösungen einbringen werden und somit Nutzen aus einem Technologie-Mix ziehen.
Mit Sicherheit werden die Netzbetreiber einen Vorteil aus ihrer eigenen Erfahrung mit Überwachungen von großen Netzen ziehen können. Denn es ist zu erwarten, dass sie mit bestehenden Lösungen und Plattformen den Betrieb sicherstellen werden.
Folgt man dem Betriebsmodell des BDEW, werden mehrere Service Provider und ein Radio Network Operator agieren. Dieses Modell zielt auf die Integration der Versorgungsunternehmen und deren Assets ab. Aus unserer Erfahrung wird das für die operativen Schnittstellen merklich aufwändig.
Es ist davon auszugehen, dass der kommende Netzbetreiber auf bestehenden Infrastrukturen aufsetzen wird und diese mehren Serviceanbieter diskriminierungsfrei bereitstellen muss.
Was sehen Sie als Möglichkeiten und auch Risiken in dem neuen Netz?
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