Ausgangssituation
Das Bundesland Baden-Württemberg will mit dem Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz bis 2040 die Klimaneutralität erreichen. Das Gesetz definiert verbindliche Reduktionsziele wie Netto-Null-Emission für Treibhausgase und verpflichtet verschiedene Sektoren, unter anderem auch die Energieversorgung. Die Stadtwerke Villingen-Schwenningen haben sich der Erreichung der Klimaneutralität und ihrer eigenen Nachhaltigkeitsziele in den kommenden beiden Jahrzehnten verschrieben. Dieser Herausforderung wollten die Stadtwerke Villingen-Schwenningen mit einer ganzheitlichen Strategie begegnen, die die technische, organisatorische, prozessuale und IT-seitige Aspekte berücksichtigt.
Die Ausgangssituation der Stadtwerke war geprägt von Zeitdruck und einem Tempo, das für die Realisierung der erforderlichen Maßnahmen nicht ausreichte. Insbesondere bei der Planung und dem Bau von PV-, Geothermie- und Windanlagen gab es deutliche Verzögerungen aufgrund bestehender Prozesse. Darüber hinaus war das Personal sowohl inhaltlich als auch kapazitativ nicht ausreichend vorhanden, um die erforderlichen Schritte voranzutreiben. Aufgrund der hohen Arbeitsbelastung mit den klassischen Netzbetriebs- und Energielieferantentätigkeiten erhielt das Thema nicht die angemessene Aufmerksamkeit.
Notwendig war vor diesem Hintergrund die Einführung neuer Technologien zur Förderung erneuerbarer Energien, die Optimierung interner Prozesse, die Schulung des Personals und die Implementierung moderner IT-Systeme zur Planung, Abwicklung, Datenanalyse und Steuerung. Mit dieser Organisation konnte die Grundlage geschaffen werden, um die Bewältigung der Klimakrise aktiv zu unterstützen und die Stadtwerke langfristig auf eine nachhaltige Zukunftsentwicklung auszurichten.
Dekarbonisierung, Strategiefindung
10/22 – 02/23
Lösung
Zu Beginn des Projekts wurde eine umfassende Analyse der Ausgangssituation durchgeführt. Dabei wurden spezifische Stoßrichtungen zur Dekarbonisierung entwickelt und einer detaillierten Bewertung unterzogen. Um deren Wirksamkeit zu bewerten, wurde eine detaillierte Szenarien-Rechnung durchgeführt. Dabei wurden verschiedene Szenarien modelliert, um die Effektivität der Maßnahmen im Hinblick auf die CO2-Reduktion zu bewerten. Zusätzlich wurden Faktoren wie die Effizienz der Maßnahmen, die finanzielle Machbarkeit und die Relevanz für die Geschäftsfelder der Stadtwerke, berücksichtigt. Ziel war es, eine Strategie zu entwickeln, die sowohl ökologisch sinnvoll als auch wirtschaftlich tragfähig ist.
Parallel zur Festlegung der Dekarbonisierungsstrategie erfolgte eine Weiterentwicklung der Geschäftsfelder der Stadtwerke. Das Ziel war es, neue Geschäftsbereiche und Dienstleistungen zu erschließen, die die Dekarbonisierung unterstützen und gleichzeitig die Profitabilität der Stadtwerke stärken. Entsprechend lag der Fokus auf der grünen Strom- und Wärmeerzeugung. Diese sind nun ein wesentlicher Bestandteil der Ertragskraft der Stadtwerke Villingen-Schwenningen. Darüber hinaus standen neue Mobilitätsthemen im Fokus. Hier wurde besonders auf Innovation und Zusammenarbeit mit Partnern geachtet, um die neuen Lösungen und Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Für die Umsetzung des Projekts wurde eine umfassende Roadmap entwickelt. Dafür wurden verschiedene Aspekte wie die Übertragung von Personal und Stellen, die Umstrukturierung von kaufmännischen Aufgaben sowie die Einbindung von Beiräten und Gremien berücksichtigt. Eine effektive Kommunikation und Informationsweitergabe waren entscheidend, um alle relevanten Stakeholder einzubeziehen und einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.
Innerhalb der Stadtwerke Villingen-Schwenningen wurde der neue Bereich „Energielösungen“ aufgebaut. Das Ziel war es, klare Zieldefinitionen und Kernaufgaben für diesen Bereich festzulegen. Hierbei wurden eine Wertschöpfungsmatrix und eine Sourcing-Strategie entwickelt, um die Beschaffungsstrategie entsprechend auszurichten. Innerhalb des gemeinsamen Projektteams hat m3 mit den Mitarbeitenden der Stadtwerke das Spektrum und die Beschreibungen der Aufgaben der Teams des neuen Bereiches festgelegt. Um den neuen Bereich effektiv zu strukturieren, wurde eine Aufbauorganisation entwickelt, die die Dimensionierung, zusätzliche Kapazitäten, Kompetenzen und einen personellen Entwicklungspfad umfasste.
Kundenbenefits
Die Stadtwerke verfügen nun über einen eigenen Bereich, der sich vollständig auf die Themen Dekarbonisierung und Nachhaltigkeit konzentrieren. So wurde eine handlungsfähige und schlagkräftige Organisationsform umgesetzt, die die Erreichung der Klimaneutralität optimal unterstützt.
Durch die Klärung von Schnittstellen und Verantwortlichkeiten mit den angrenzenden Bereichen, insbesondere dem Netz- und Vertriebsbereich, wurde der neue Bereich eingeführt und nahtlos in ihre Gesamtprozesswelt integriert. Durch eine gezielte Planung und klare Kommunikation konnten sie einen Start ohne jegliche Reibungsverluste realisieren.
Die Stadtwerke Villingen-Schwenningen GmbH (SVS) fungiert als regionaler Energieversorger für die Region Villingen-Schwenningen. Sie gewährleisten eine zuverlässige und preiswerte Versorgung mit Strom, Gas, Wärme und Wasser. Die SVS agieren als Ansprechpartner für vielfältige Energieanliegen, einschließlich Energieberatung, Photovoltaikanlagen, Elektromobilität und weiteren Dienstleistungen.