Handshake mit digitalen Linien # blau

Kooperation als Schlüssel

Wie Discovery Workshops Stadtwerke fit für Business-Ökosysteme machen

Business-Ökosysteme: Partnerschaften auf Augenhöhe

Um sich in einem enorm dynamischen Marktumfeld zu behaupten, können Stadtwerke nicht auf bewährte Rezepte setzen. Eine wesentliche strategische Herausforderung besteht deshalb darin, die bestehenden Stärken neu zu interpretieren und gleichzeitig weitere für die Transformation unabdingbare Fähigkeiten zu entwickeln. Diese Aufgabe im Alleingang bewältigen zu wollen, ist angesichts der Komplexität und des Zeitdrucks weder sinnvoll noch aussichtsreich. Die Antwort liegt in der Zusammenarbeit, genauer, im Aufbau von Business-Ökosystemen.

Ein Business-Ökosystem umfasst alle AkteurInnen, die auf Augenhöhe agieren und gemeinsam ein Wertversprechen für den KundInnen realisieren – von Technologieanbietern über Kommunen bis hin zu Plattformbetreibern. Entscheidend ist dabei das Zusammenspiel aus einem gemeinsamen Verständnis von Zielen, Werten und Governance mit der technischen Integration und Realisierung. Um in solchen Systemen erfolgreich wirken zu können, müssen die Stadtwerke sich strategisch positionieren und eine optimale Rolle finden – ob als Enabler, Realizer oder Orchestrator.

  

Beispiel: Business-Ökosysteme zur Positionierung von Stadtwerken im EDL-Markt

Ein Beispiel für die strategische Relevanz des Business-Ökosystem-Ansatzes bietet der Markt der Energiedienstleistungen (EDL), insbesondere die Segmente Solar und Wärmepumpen. Dieser attraktive und zukunftsweisenden Marktsegmente werden heute von sogenannten Neo-EVUs wie Octopus Energy, 1KOMMA5 oder Enpal dominiert, die mit Komplettlösungen große Marktanteile für sich beanspruchen. Eine deutschlandweite Umfrage der m3 zeigt jedoch, dass Stadtwerke durchaus Optionen haben, hier mitzuhalten. Aus Sicht der Kunden punkten die Neo-EVUs zwar aktuell mit Bekanntheit, Schnelligkeit und dem Service- und Produktangebot. Doch die Stadtwerke werden als deutlich vertrauenswürdiger und beratungskompetenter wahrgenommen und für ihre Nähe und Lokalität geschätzt. Ein Großteil der Befragten würde EDL von seinem lokalen Stadtwerk beziehen, wenn dieses ein vergleichbares Angebot wie die Neo-EVUs unterbreiten würde. 

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Mit dem Vertrauens- und Kompetenzbonus haben Stadtwerke deshalb ein Fundament für den Markteintritt. Gleichzeitig stehen sie aber vor der Herausforderung, mit oft deutlich geringeren Ressourcen als Neo-EVUs ein gleichwertiges Angebot aufzubauen.
Nach unserer Einschätzung könnte die Lösung für diese Herausforderung darin bestehen,  zunächst ein Kooperationsnetzwerk für den lokalen Markt zu etablieren. Was ist aber zu tun, um ein lokales Kooperationsnetzwerk aufzubauen, an dem zentrale Akteure des EDL-Markts wie Stadtwerke, Monteursbetriebe, Komponentenhersteller und Technologieanbieter mitwirken und das durch ein gemeinsames Geschäftsmodell getragen wird?

  

Ökosystem Discovery Workshop: Struktur und Ablauf

Um Stadtwerke bei diesem Prozess zu unterstützen, hat m3 ein methodisch gestütztes Discovery-Workshop-Format entwickelt, mit dem Kooperationsansätze identifiziert, ein gemeinsames Verständnis geschaffen und konkrete Umsetzungsschritte definiert werden können.

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Am Beginn des Workshops stehen eine intensive Betrachtung der zu bearbeitenden Use Cases und eine detaillierte Perspektive auf die relevante Markt- und Wettbewerbssituation. Dadurch entsteht eine valide Basis, um die potenzielle Rolle des eigenen Stadtwerks zu diskutieren und mit der Konzeption des eigenen Wertschöpfungsnetzwerkes für die Use Cases zu beginnen. Dabei nehmen die Workshop-Teilnehmenden zunächst bewusst die Perspektive eines Außenstehenden ein, der den Blick auf das Gesamtbild richtet. In diesem Rahmen werden…

  • die notwendigen AkteurInnen und deren einzubringende Kernfähigkeiten identifiziert,
  • die Wertströme zwischen den AkteurInnen anhand der Frage definiert, wer wann mit wem arbeiten muss,
  • zentrale Erfolgsfaktoren für die Realisierung des Kooperationsnetzwerkes festgelegt;
  • die Kundenbedürfnisse im Sinne einer Kundenzentrierung diskutiert und die Kundenschnittstellendefiniert. 

Im zweiten Schritt nehmen die Teilnehmer die Perspektive des Stadtwerkes auf das skizzierte Wertschöpfungsnetzwerk ein und bearbeiten folgende Fragen: 

  • Welche der im Netzwerk benötigten Positionen (Rollen & Kernfähigkeiten) sind für mich als Stadtwerk sinnvoll?
  • Welche Positionen möchte ich eigenständig anstreben und wo ergeben sich bessere Chancen durch Bündelung mit anderen Stadtwerken oder AkteurInnen?

  

Ökosystem Discovery Workshop: Ergebnisse aus der Zusammenarbeit von 6 Stadtwerken in der EDL-Positionierung

Gemeinsam mit sechs lokalen, benachbarten Stadtwerken (kleine bis mittlere Unternehmensgrößen) haben wir uns in Rahmen eines solchen Workshops mit den EDL-Cases der Wärmepumpe und Solar im Privatkundenbereich auseinandergesetzt. 

Dabei konnten zahlreiche Synergie- und Kooperationspotentiale identifiziert werden. 

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Beispiel 1: Eine gemeinsame, digitale Klickstrecke

  • Aufteilung der Kosten für den Aufbau bzw. Senkung der Kosten durch Nutzung bereits vorhandener Elemente bei einzelnen Stadtwerken;
  • Ein höheres Budget ermöglicht eine professionellere Klickstrecke, die auch im direkten Vergleich zum digitalen Angebotsprozess der Neo-EVUs wettbewerbsfähig ist;
  • Deutliche Senkung der Durchlaufzeit von Anfrage bis Angebotsstellung durch einen effektiveren Einsatz von Technologie und Automatisierung.

Beispiel 2: Gemeinsames Konzept & Beschaffung für die Komponentenauswahl

  • Gemeinsame Auswahl der Komponentenhersteller und bessere Einkaufskonditionen durch größere Verhandlungsmaße;
  • Senkung der Lagerkosten für die einzelnen Stadtwerke und kürzere Lieferzeiten für EndkundInnen durch höhere Lagerbestände dank gemeinsamer Logistik.

  

Fazit: Vom Denken ins Handeln kommen

Business-Ökosysteme ermöglichen es Stadtwerken, neue Märkte zu erschließen, innovative Angebote zu entwickeln und gemeinsam mit PartnerInnen Mehrwert zu schaffen.

Der Discovery Workshop ist dabei ein erster, aber entscheidender Schritt: Er schafft Orientierung, aktiviert internes Wissen und legt den Grundstein für tragfähige Kooperationen.

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Tim Depner

Senior Consultant